CLASSY FRIDAY IM JANUAR 2020

Selbst-Portrait


Christine Rudolf, PORTRAITFOTOGRAFIE

Und wieder einmal war es ein wundervoller Abend mit einem hochgradig inspirierendem Impulsvortrag, diesmal von Christine Rudolf, die uns das Thema Portraitfotografie näher gebracht hat.


Hierzu die Definition für „Portrait“ bei Wikipedia:
„Die Absicht eines Portraits ist es, neben der Darstellung körperlicher Ähnlichkeit auch Wesen & Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen.“
Letzteres macht den entscheidenden Unterschied in der Qualität eines Portrait. Christine Rudolf hat uns eindrücklich geschildert, wieviel sanfte Vorarbeit es benötigt und welch feinen Blick ein Fotograf braucht, um den zu Portraitierenden dahin zu begleiten, entspannt und offen für den Moment der Aufnahme zu sein. Dazu gehört ein entsprechender körperlicher Abstand (der ua durch die Größe des Objektivs ausgeglichen wird). Dazu gehört auch ein empathisches, einfühlsames Gespräch. Ebenso wie der Blick für kleine Details in Bezug auf Körperhaltung (Kinn vor oder zurück?), Lichteinfall, Sitz der Accessoires, uvm.

Ganz eindrücklich war auch die durch Spiegelung sichtbar gemachte Unterschiedlichkeit der beiden Gesichtshälften, die dann in drei Bildern (linkshälftig gespiegelt, normal, rechtshälftig gespiegelt) drei komplett unterschiedliche Portraits der Vortragenden zeigte.

Folgendes Zitat des bekannten Fotografen Andreas Feininger erklärt weiterhin näher die „Sehunterschiede zwischen Kamera und Auge“:

„Die Kamera ist eine Maschine. Sie ist objektiv, seelenlos und kann nicht denken.
Das Auge ist Teil des menschlichen Seins, des Besitzers eines Führungssystems, eines Informationszentrums, Gehirn genannt, das eine Menge von verschiedenen Sinneseindrücken koordiniert und sie zu Konzeptionen und Bildern kombiniert, die subjektiv überprüft und in Übereinstimmung mit Geschmack und Vorliebe, Voreingenommenheit und Ablehnung, Wünschen, Erfahrungen und Bedürfnisse des Einzelmenschen ausgewertet werden. Mit anderen Worten: Soweit es den Fotografen angeht, ist das menschliche Sehen etwas, das nur im Zusammenhang mit dem ganzen System bewertet werden kann und nicht alleinstehend zu erklären ist. Es ist NICHT mit dem Sehen der Kamera zu vergleichen, weil es außerdem immer auch durch andere Sinneseindrücke beeinflusst und erweitert wird: Geräusch, Geruch, Geschmack, Gefühl und fühlbare Eindrücke verbinden sich mit dem Sehen zu einer Wahrnehmung, um uns über die verschiedene Seiten unserer Umwelt zu informieren.“
„Um erfolgreich die Lücke zwischen menschlichem und fotografischem Sehen zu überbrücken, muss der Fotograf lernen, so zu sehen, wie die Kamera sieht. Er muss sich so mit den Grundlagen des fotografischen Sehens vertraut machen, dass er nun umgekehrt die Kamera dazu verwenden kann, Bilder zu schaffen, die zwar technisch mit den Mitteln der Fotografie entstehen, aber trotzdem das Motiv in der Art zeigen, wie es das menschliche Sehen erfasst. Um das fertig zu bringen, muss ein Fotograf, während er sein Motiv betrachtet, alle seine Sinne – mit Ausnahme des Sehens – ausschalten.“

Gewürzt war der Vortrag mit kleinen Anekdoten (offenen Hosenreißverschlüsse im Firmengruppenfoto) und größeren Herausforderungen (Popel eines bekannten Politikers beim Interview), berührenden Momenten (Armin Müller-Stahl unterm Apfelbaum) und fotografischen Vorlieben der Fotografin (Formen und Licht).
Ein Dank an Christine Rudolf für ihren bereichernden Vortrag.

Wer mehr über die Fotografiemeisterin und ihre Angebote erfahren möchte, findet dies auf ihrer Webseite: www.byrudolf.de